250 km Reichweite mit meinem motorisierten Tanaro-Liegerad

Das nun schon zweite – von mir mit einem Tongsheng-Tretlagermotor ausgestattete – Tanaro Liegerad fahre ich schon 1.800 km. Wie auch schon mal hier im Blog beschrieben, habe ich diesmal einen LiFePo4-Akku in ein selbstgebautes Gehäuse montiert. Ich hatte den eigentlich so ausgelegt, dass er mir Tagesetappen von 150 km ohne Nachladen erlaubt. Die Wahl fiel deshalb auf die 765 Wh-Variante bei ENERprof. Kurz nach dem Einbau im Januar hörte der Akku nach 120 km mit seiner helfenden Unterstützung auf, was sicher auch an den niedrigen Temperaturen lag.

Um zu sehen, ob ich denn im Sommer die 150 km Reichweite erreiche, habe ich neulich den Tacho nach dem Laden nicht mehr zurückgestellt. Als der Tacho 200 km zeigte, habe ich den Versuch abgebrochen. Ich vermutete, den Tacho vielleicht nach dem Laden versehentlich nicht auf Null gestellt zu haben. Also startete ich den Versuch ganz bewusst noch einmal. Heute – erst bei km 249,93 – setzte der Motor aus, und die Anzeige blieb dunkel. Mein 765 Wh LiFePo4-Akku hat mich 250 km unterstützt!

Ja, ich fahre immer mit Motorunterstützung in Stufe 1 von 5. Nur am Berg nutze ich die Stufen 2 oder 3, selten auch mal die 4. Wie bequem schon diese leichte Unterstützung in Stufe 1 ist, habe ich heute bemerkt, als ich ohne Motor 5 km nach Hause fahren musste.

Meine erste Motorisierung am gleichen Fahrrad-Typ hatte einen 720 Wh-Akku, mit Lithium-Standardzellen. Damit kam ich 180 km weit bei gleichem Motor – nur in der 48 Volt Ausführung.

Erfahrungen nach 1800 km

Motor-Befestigung

Der Tongsheng Motor wird an Stelle des demontierten Tretlagers eingbebaut. Dabei wird die neue Tretlagerachse nicht in die Rahmengewinde geschraubt, sondern mit einer Vielzahn-Mutter im Tretlagergehäuse fest gespannt. Nach etwa 1000 km ließ sich diese Mutter minstens eine halbe Umdrehung nachspannen. Der Motor sitzt jetzt wieder fest im Gehäuse, ohne knarzende Geräusche.

Die Vielzahnmutter am Tretlager-Gehäuse musste nach etwa 1000 km nachgespannt werden.

Motorgeräusch

Auf den ersten 800 km war der Motor fast unhörbar. Man musste schon sehr genau hinhören, um überhaupt etwas vom Motor zu hören. Erst danach machte sich der Motor durch ein sehr leises Sirren bemerkbar. Mit so einem flüsternden Getriebegeräusch, dass man auch nur hört, wenn es rundum absolut ruhig ist.

Ladezustandsanzeige

Die Ladestandsanzeige an dem Display zeigte bis zum Schluß noch etwa 80 % Ladung an (insgesamt 5 Balken). Ich vermute, da wird nur die Batteriespannung gemessen. Die Entladekurve von LiFePo4-Akus ist sehr gerade, und fällt erst bei fast vollständiger Entladung steil ab. Damit ist die Darstellung in groben Ladezustands-Blöcken kein zuverlässiger Indikator für dien Entladezustand des Akkus.

Bild aus: https://www.creabest.de/blogs/news/eigenschaften-des-lifepo4-akkus

Die 5 Ladezustands-Balken passen nicht zur Entladekurve von LiFePo4-Akkus. Ich werde künftig ab km 150 ans Aufladen denken.

Einbau ohne Bremskontakt

Der Tongsheng-Tretlagermotor reagiert auf die eingebauten Kraftsensoren: Bei kräftigem Treten unterstützt er auch stärker. Und beim Aufhören läßt die Unterstützungskraft sofort nach – obwohl der Motor noch 1 Sekunde lang weiterläuft. (Das ist nötig, damit der Motor nicht auf jede Tret-Unregelmäßigkeit reagiert). Um den Nachlauf beim Bremsen sofort zu beenden, lassen sich Bremshebel mit Kontakten nachrüsten. Ich habe darauf verzichtet. Man braucht das bei diesem System wirklich nicht. Die Bremsen sind immer stärker als der im Leerlauf laufende Motor – wenn man nicht mehr tritt. Nur beim Schalten muss man sich daran gewöhnen, dass der Motor noch ein wenig nachläuft.

Man wird Schaltfaul

Wenn man will, dann fährt man auch die Berge mit der gleichen Geschwindigkeit hoch wie in der Ebene – nur durch ein Hochstellen der Unterstützungstufe! Das zerrt natürlich an Kette und Ritzeln. Aber es geht und fühlt sich sogar elegant an beim Fahren. Damit das Hinterrad am Ausfallende nicht nach vorn gezogen werden kann, habe ich mir sicherheitshalber einen Haltewinkel unter die rechte Achsschraube montiert.

Bild: Arretierung der Hinterachse um die höheren Motor-Zugkräfte aufzufangen

Fazit

Obwohl es mit 6 kg-Akku und 3 kg Motor ganz schön schwer geworden ist, bleibt es mein Lieblingsrad. Bequem und entspannt sitzend, kann ich beim Fahren die Gegend genießen. Machnmal suche ich einen Umweg, damit die Fahrt nicht schon so schnell vorbei ist.

Der Akku hätte allerdings kleiner ausfallen können, 150 km Reichweite würden mir auch genügen. Das hätte aber auch nur etwa 1,5 kg beim Akku-Gewicht gespart, was das Gesamtgewicht nicht wesentlich verändern würde. Für das deutlich verminderte Brandrisiko in unserem 300 Jahre alten Fachwerkhaus, nehme ich das höhere LiFePo4-Akku-Gewicht gern in Kauf. Schön ware es, wenn es LiFePo4-Akkus in dieser Größe nicht nur als Akku-Packs, sondern schon fertig in ein Gehäuse eingebaut geben würde.

Der nachträgliche Einbau des Tongsheng-Tretlagermotors hat sich wirklich gelohnt. Wer seinen Akku draußen lassen kann, der kann auch handelsübliche Fahrrad-Akkus in fertigen Gehäusen verwenden, so wie ich das bei meinem ersten Tretlager-Motoreinbau hier beschrieben habe.

Mein Tanaro mit dem selbstgebauten Akku-Kasten für den LiFePo4-Akkupack mit 765 Wh für 250 km Reichweite.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert