Lang-Transporte ohne Auto: Mein neuer Fahrrad-Anhänger

Vor wenigen Wochen habe ich mich entschieden, kein Auto mehr zu besitzen. Hauptsächlich aus Umweltgründen: Nur 1% des Sprits wird für das Bewegen des Fahrers verwandt*. Das ich damit so viel Verschwendung und unnötigen CO²-Ausstoß verantworte, war mir früher nicht so bewusst. Das Fahrrad tut es auch, zumal ich in der Fahrradstadt Erlangen wohne. Auch große Einkäufe lassen sich mit dem Rad gut bewältigen, wie ich schon aus der Vergangenheit weiß. Nur wie transportiere ich 3 m lange Holz-Platten vom Baumarkt? Mit meinem neuen Reacha-Fahrradanhänger geht das gut.

Viele schwärmen vom Lastenrad

Auch mich hat das ein wenig erfasst, etliche Modelle habe ich mir angeschaut. Aber Gewicht kennzeichnet gar nicht mein Transportproblem. Länge ist das Problem, und da helfen Lastenräder auch nicht, wenn es über 1,50 m hinausgeht.

Vielleicht kann ich das mit einem Anhänger lösen?

Fahrrad-Anhänger gibt es gefühlt wie Sand am Meer: Einspurige, Zweispurige, Kinderanhänger, Lastenanhänger. Aber fast alle laufen dicht am Hinterrad. Lange Leisten oder Bretter gehen dort auch nicht. Die Suche ging weiter, bis ich im Internet auf eine Konstruktion für den Surfbrett-Transport gestoßen bin. Eigentlich ist das ein klein verstaubarer schicker Handwagen, den man für den Sportgeräte-Transport zum Strand nutzen kann. Mit einem Bike-Connector lässt sich dieser Reacha-Handwagen aber zum Fahrradanhänger verwandeln. Und wenn da 4 m lange Surfbretter mitfahren, dann müsste das doch auch mit meinem “Langholz” funktionieren. 35 kg maximale Beladung sind als Fahrrad-Anhänger erlaubt. Als Handwagen sogar 60 kg. Die 35 kg reichen mir völlig aus. Die neue Waschmaschine hole ich ohnehin nicht mit dem Rad ab.

Bild: KhPape CC BY

Reacha Do it Yourself Variante

Zusammenbauen muss man den Anhänger ohnehin immer. Das elegante Steck-System ist ja für den Auf-und Abbau ohne Werkzeug für den Transport gedacht. Mit der Do-it-yourself-Version ist das nur 5,3 kg schwere Gestell ohne Räder gemeint. Alte Vorderräder liegen ja oft noch im Keller rum. Immer beim Austausch gegen ein neues Vorderrad mit Nabendynamo blieb ja das alte übrig. Dieses umweltfreundliche Weiterverwertungsangebot spart zudem noch etwa 150 €. Zwei 26 Zoll Vorderräder waren schnell zusammengesucht. Der DIY Reacha kam in 2 Tagen.

Bild: KhPape CC BY

Heute die erste Ausfahrt zum 6 km entfernten Wertstoffhof.

Eine 2,5 m lange schwere Eisenleiter und etliche Holzreste mussten weggebracht werden. Die rostige Leiter habe ich sicherheitshalber mit einem Karton geschützt, und mit allem anderen mit Spanngurten befestigt. Erst den Anhänger beladen, und dann den Anhänger am Fahrrad befestigen, habe ich gelernt. Rad und Anhänger haben im Stand keine gute Stabilität, wenn man dran arbeitet. Die Befestigung am Rad ist denkbar einfach. Ein fester Riemen mit Klettband wird um das Sattelrohr gezogen. Der Klettverschluss hält, auch weil er auf der Rückseite zusätzlich noch mit einer Klettverschluss-Lasche gehalten wird. Und damit das ganze nicht beim Fahren runterrutscht, gibt es noch einen kleinen Spanngurt, der am Sattel festgemacht wird. Genial einfach. Keine Anhängerkupplung nötig, und damit an jedem Rad nutzbar.

Bild: KhPape CC BY

Das Fahren ging erstaunlich problemlos.

Den leeren Anhänger (auf der Rückfahrt) merkt man fast gar nicht. Den Beladenen spürt man beim Anfahren. Er läuft lautlos und kaum spürbar hinterher. So habe ich mir das kaum vorstellen können.

Jetzt kommt es auf die Haltbarkeit bei häufigerem Gebrauch an. Dazu kann ich erst später was sagen. Derzeit macht alles einen sehr soliden Eindruck. Und das Auto brauche ich jetzt wirklich nicht mehr.

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* P.S.: 1% des Sprits bewegt den Fahrer:

Wenn der Fahrer 75 kg wiegt und das Auto 1500 kg, dann werden schon 95% nur für die Bewegung des Autos aufgewandt. Verbrennungsmotoren haben leider auch nur einen geringen Wirkungsgrad zwischen 25 und 33%. Wenn wir annehmen, dass von dem verbrannten Sprit nur 30% mechanische Antriebsenergie übrig bleiben, und dann noch Verluste im Antriebsstrang (Getriebe, Gelenkwellen, Räder) hinzukommen, können wir mit etwa 20% ankommender Antriebsenergie auf der Straße rechnen.

Diese 20% der im Sprit eigentlich vorhandenen Energie bewegt das ganze Auto mit Fahrer. Seine 5 Gewichtsprozente nutzen also auch nur ein Fünftel der Sprit-Energie, also etwa 1%. Der Rest sind Verluste, hauptsächlich Wärme-Verluste.

2 Gedanken zu „Lang-Transporte ohne Auto: Mein neuer Fahrrad-Anhänger“

  1. Ein super Tipp mit der langen Deichsel. Überraschend, dass man mit einer so langen Deichsel noch ein so gutes Fahrgefühl hat, aber da helfen die 26″ Räder bestimmt auch gut nach. Meiner Erfahrung nach geben einspurige Modell ein noch besseres Gefühl. Einen offenen Rahmen für einen Fahrradanhänger kenne ich schon und muss sagen, dass es die Möglichkeiten für den Transport um ein vielfaches erhöht. Natürlich ist die Nutzung immer ausschlaggebend für die Auswahl Deines Modells.

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