Nach der spektakulären Flucht 1949 über die Grenze bei Hohengandern ist sie in Bad Rippoldsau im Schwarzwald angekommen. Ihre erste Station war das Luitgardstift der Schwestern der Liebe zum kostbaren Blute. Ein holländischer Orden, der 1948 nach Deutschland kam und in Bad Rippoldsau den Fürstenbau zur Aufnahme von Flüchtlingskindern herrichtete. Martha kam da offenbar in die Aufbauzeit dieses Ordens-Standortes. Die Novizenzeit war dann bald vorüber. 1950 ist sie dem Orden beigetreten. Damit hat sie ihren Namen gewechselt: Jetzt hieß sie Schwester Immaculata.
2012 verabschiedete sich der Orden dann wieder aus Bad Rippoldsau. Die ganze Geschichte des Ordens in Bad Rippoldsau hat der Schwarzwälder Bote hier beschrieben.
Vor dem Ordenseintritt musste Marta offensichtlich noch ein Sitten und Führungszeugnis beschaffen.
Sitten und Führungszeugnis
Es wird xxxxxx? beglaubigt, daß Fräulein Marta
Gutbier aus Bodenrode, jetzt wohnhaft in Heiligenstadt,
ein tadelloses und einwandfreies Leben geführt hat und stets
gewissenhaft ihren religiösen Pflichten nachgekommen ist
Pfarrfiliale Bodenrode,
den 28.1.1950
Im Kloster der Schwestern der Liebe zum kostbaren Blute
Der Start im Kloster war sehr schwer für Martha. Eigentlich brauchte Sie jemanden zum Reden, bei dem was sie alles erlebt hatte, und in sich aufhob. Der Orden der Schwestern der Liebe zum kostbaren Blute war aber ein Schweigeorden. Man sprach untereinander nur, wenn es unbedingt nötig war. Das wurde Martha gleich zu Beginn unmissverständlich klar gemacht. Also blieb ihr gar nichts anderes übrig, sie musste sich auch hier fügen.
- Von Mai 1950 bis zum Juni 1958 war sie im Mutterhaus Luitgardstift Bad Rippoldsau eingesetzt.
- Von Juni 1958 bis April 1960 hat sie in der Kloster-Filiale Neuenheerse (Westfalen) im hauswirtschafltichen Bereich gearbeitet.
- Von Januar bis April 1961 – nur wenige Monate – hatte sie die hauswirtschaftliche Leitung des Kindersanatoriums. Jetzt wieder in Bad Rippoldsau.
- Ab Mai 1961 bis zum März 1967 leitete sie das Internat der Haushaltungsschule der Schwestern vom kostbaren Blute in Bad Rippoldsau. Zusätzlich betreute sie die jugendlichen Angestellten.
- Von März 1967 bis zum Oktober 1969 leitete sie das Mütterheim mit 30 Betten im gleichen Haus.
- Und von November 1969 bis Dezember 1972 war sie als Oberin des 40-Betten-Altenheimes St. Elisabeth der Schwestern zum kostbaren Blute in Hennef, Sieg eingesetzt.
Im Nachlass von Martha Gutbier findet sich kein Papier aus der Anfangszeit. Erst 10 Jahre später lassen sich in der Klosterzeit einige Ausbildungen für Schwester Immaculata nachweisen.
Martha berichtete von dieser Zeit als einer schweren Zeit für sie. Sie hatte ja nie Prüfungen gemacht, und sie meinte die auch nicht schaffen zu können.
- Am 5. Dezember 1960 hat ihr das Meinwerk Institut in Paderborn mit einem „Befähigungszeugnis“ die Anerkennung als „Wirtschafterin nach einjähriger erfolgreicher Berufsarbeit“ bestätigt. Für insgesamt 18 Fächer wurden ihr Noten erteilt, was auf eine abschließende Prüfung schließen lässt.
- Am 19. Dezember 1960 hat sie den Gesellenbrief als Damenschneider erhalten. Der Gesellen-Prüfungsausschuss nahm die Prüfung offenbar auch in Paderborn ab. Da die Ausbildung mit Anfangsdatum Sept. 1949, begonnen in Heiligenstadt bei Frieda Schneider, angegeben wird, ist anzunehmen, dass praktische Schneider-Tätigkeiten dort und bei den Schwestern der Liebe vom Kostbaren Blute in Rippoldsau auch auf die Ausbildung angerechnet wurden.
- Am 5. Januar 1962 bekam sie die Anerkennung als Staatlich geprüfte Wirtschafterin. Im Zeugnis wird nur auf die dafür vorgeschriebene Ausbildung verwiesen. Das Zertifikat ist wieder in Paderborn ausgestellt, bei dem „Meinwerk Institut“.
Als sie 1961 wieder in Bad Rippoldsau war, wurde dort ein Haushaltungsschule eröffnet. Dorthin kamen junge Mädchen zur Ausbildung. Sie wohnten in der Zeit im Internat. Schwester Immaculata hatte sich ums Internat zu kümmern und um den praktischen Einsatz der Mädchen während der Ausbildung.
Die Haushaltungsschule wurde nach 6 Jahren wegen mangelnder Nachfrage eingestellt. Das Haus in Bad Rippoldsau wurde 1967 umgebaut zu einem Mütterheim. Immer um die 30 Mütter kamen da zur Kur. Die hatte Schwester Immaculata zu betreuen. Einige Mütter kamen immer wieder mal, um mit ihr zu reden. Schwester Immaculata war da ganz unsicher, weil sie ja nicht wusste, was sie den Müttern erzählen soll. Deshalb hörte sie nur zu. Das ihnen jemand zuhört, das hat den Müttern gut getan,. Solche Rückmeldungen hat sie erhalten. Und auch, dass sie ein große Ruhe ausstrahle. Sie war verwundert darüber, weil sie doch eigentlich immer ängstlich in die Gespräche ging. Trotzdem sagte sie, das sei ihre schönste Zeit im Kloster gewesen.
Mehr ist über die lange Zeit im Kloster (23 Jahre bis zum Austritt 1973) leider nicht mehr vorhanden.
Zum letzten Kapitel: 6. Schwester Immaculata tritt aus dem Orden aus.