Zwischenfazit nach 5000 km mit nachgerüstetem Tongsheng-Tretlagermotor

Seit dem ersten Mal Liegerad-Fahren 2017 mache ich fast alle meine Besorgungen und Touren auf dem Liegerad. So bequem und sicher fühlt sich für mich kein normales Rad mehr an. Der Fahrspaß hat sich nochmal erhöht, seit ich mich mit dem Tongsheng-Tretlagermotor unterstützen lasse. Nach ersten Motor-Erfahrungen mit dem extrem leichten – aber leider nicht rostfreien – “add.e Next”-Antrieb, habe ich den Umstieg auf den ebenfalls nachrüstbaren Tongsheng-Motor gewagt. Der hat wesentlich mehr Power und auch einen Sensor, der die Motorunterstützung je nach Pedaldruck steuert. Mehr Druck bringt auch mehr Unterstützung. Das wirkt sehr natürlich, als hätte man mehr Muskelkraft.

Den einfachen Einbau des Tongsheng-Motors habe ich hier und hier beschrieben.

Fast nur in Unterstützungstufe 1

Fünf Stufen der Motorunterstützung sind möglich. Ich fahre zu 90% auf Stufe 1, nur am Berg höchstens mal in Stufe 3 oder 4. Ja, ganz ohne Motorunterstützung fahre ich nie. Gefühlt trete ich genauso kräftig wie zuvor, fahre damit aber etwas schneller. Gewissensberuhigend rede ich mir ein, das Rad ist ja nun auch etwa 9 kg schwerer, als ohne Motor und Akku. Da darf man sich schon ein wenig unterstützen lassen.

Zumal der Stromverbrauch ja auch sehr gering ist. Wie hier beschrieben, bin ich mit meinem 765 Wh-Akku mit einer Ladung 250 km weit gekommen. Das sind 3,1 Wh pro km, oder 0,31 kWh pro 100 km. (Ein E-Auto braucht zwischen 15 und 20 kWh pro 100 km.) Rechnet man die Ladeverluste hinzu, dann verursachen die 100 km etwa 13 ct Stromkosten bei 40 ct / kWh.

Motor macht schaltfaul

Bei jedem Anstieg muss man entscheiden, ob man runterschaltet, oder die Unterstützungsstufe erhöht. Oft genügt das Hochschalten der Motorunterstützung. Das führt manchmal auch dazu, den Berg ohne Geschwindigkeitsverlust hoch zu fahren. Da wirkt auch der Drucksensor im Tretlager: Am Berg tritt man kräftiger, das führt zu mehr Motorkraft! Für Kette und Ritzel ist das natürlich nicht optimal, die verschleißen dann schneller. Das erinnert dann immer wieder ans Runterschalten.

Auch in der Ebene macht es einen Unterschied, in welchem Gang man fährt. Ohne Motorunterstützung bin ich immer im 4. Ritzelgang in Stufe 3 der Sachs Nabenschaltung gefahren. Mit dem Drehmoment-Sensor des Tongsheng-Motors wirkt das Fahren im 5. Ritzelgang bei gefühlt gleicher Anstrengung eleganter und schneller. Die jetzt etwas schwerere Übersetzung bewirkt wieder einen höheren Pedaldruck, der zu mehr Unterstützung führt. Es braucht eine gewisse Zeit, bis man seine Fahrweise an die Motorunterstützung optimal anpasst.

Keine Motorprobleme

Nun sind es ja auch erst 5000 km. Da erwartet man das alles einwandfrei funktioniert. Das kann ich bisher jedenfalls bestätigen. Es sind die mechanischen und die elektrischen Verbindungen, die Probleme machen könnten. Der Tretlagermotor braucht neben der Befestigung im Tretlager einen Verdrehschutz. Letzteren mussste ich aus einem Flachstahl selbst anfertigen, weil der mitgelieferte Verdrehschutz nur für normale Fahrräder gedacht ist. Beim Liegerad ist das Tretlager vorn anders konstruiert. Die mechanischen Befestigungen mussten nach 1000 km nachgezogen werden, wie hier beschrieben

Die elektrischen Verbindungen zum Akku und zum Bediengerät machten keinerlei Problem bisher. Ich habe beim Einbau auf die Bremskontakte verzichtet. Wenn man die an die Bremsen anschließt, dann wird die Motorunterstützung beim Bremsen sofort unterbrochen. Sonst läuft der Motor etwa 1 Sekunde weiter, nach dem man mit dem Treten aufhört. Das dient dem gleichmäßigeren Antrieb, auch wenn man mal kurzzeitig nicht tritt. Mich hat das nie gestört. Man muss sich nur dran gewöhnen. Insbesondere beim Schalten muss man die 1 Sekunde warten, bis die Last weg ist. Beim Bremsen ist das gar kein Problem. Die Bremsen sind ohnehin stärker als der Motor.

Laufruhe im Motorbetrieb

Man hört ihn leise arbeiten, den Tretlagermotor. Kein störendes Geräusch, nur ein leises beruhigendes Sirren, fast unabhägig von Geschwindigkeit und Unterstützungsstufe.

Mein Steuergerät ist nicht sichtbar

Mein Liegerad mit dem bequemen Unterlenker bietet keine handfreudliche Position an, die man auch gut sehen kann. Mein Steuergerät ist unter dem Lenkergriff angebracht. Da es aber recht groß ist, gelingt die Bedienung auch ohne Hinsehen. Es sind ja nur die + und – Tasten mit der Hand zu erfühlen, was sehr gut geht. Ja, manchmal möchte man wissen, mit welcher Unterstützungsstufe man gerade fährt. Manchmal kann man die Anzeige gerade noch sehen. Wenn nicht, dann schalte ich die Minus-Taste mehrmals, höre mit dem Treten auf, und beobachte, ob der Motor noch den Sekunden-Nachlauf hat. Das sehe ich am drehenden Kettenblatt vorn. Wenn nicht, bin ich bei Unterstützungsstufe Null, und kann von dort wieder die 1 einstellen.

Die Akku-Ladestands-Anzeige ist nicht genau. Das liegt an der Entlade-Spannungskurve meines LiFePo4-Akkus. Ich achte deshalb auf die gefahrenen Kilometer um den Akkustand abzuschätzen.

Fazit

Der Einbau des Tongsheng-Tretlagermotors hat sich wirklich gelohnt. Er läuft problemlos. Auch die starken Steigungen hier in der fränkischen Schweiz haben ihren Schrecken verloren. Ich fahre in den Bergen gleichmäßiger: Am Berg nimmt mir die Motor-Unterstützung die übermäßige Anstrengung ab. Damit bleibt man länger leistungsfähig. Meine Touren sind seit dem länger geworden.

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