Seit Ende August 2025 liefert unser „Balkonkraftwerk (BKW)“ Strom in unsere Wohnung. Die Auswertung nach einem Monat Betrieb gibt gute Hinweise. Installiert sind vier 500 W-Solarmodule, senkrecht angeordnet an einer Südwand. Wechselrichter und 1,92 kWh-Akku sind im Gerät „EcoFlow Stream Ultra“ integriert, dass draußen unter den Solarpanels steht. Ab 18. September kam ein zweiter Akku „EcoFlow Stream AC Pro“ mit ebenfalls 1,92 kWh dazu.
Eigentlich wollten wir Strom mit Solarmodulen auf dem Dach erzeugen. Das wäre auch eine gute Ergänzung zur Wärmepumpe. Unserem Dachstuhl, der noch aus dem Jahr 1707 stammt, wollten wir das aber sicherheitshalber nicht zumuten. Da bleibt in unserem Stadthaus ohne freies Grundstück wenig anderer Platz für Solarmodule. Nur die große Terasse im ersten Stock bietet ein paar m² mit Südausrichtung. Das ist aber die Mauer des Nachbarhauses. Der Besitzer hat netterweise zugestimmt, dass wir seine Wand zur Montage der Solarmodule verwenden dürfen!
Anordnung der Module
Wir haben uns für die senkrechte Anbringung entschieden, weil das besser aussieht und im Winter bei tiefer stehender Sonne genauso gut ist wie eine angewinkelte Montage. Im Sommer gibt es ohnehin mehr Solarstrom als wir verbrauchen können, deshalb die Optimierung für den Winter. Genauer habe ich das hier beschrieben.
Der Platz an der Wand reichte gerade für vier 500 W Solarmodule nebeneinander. Sie mussten auch möglichst weit oben angebracht werden, um im Winter überhaupt von der Sonne erreicht zu werden. Einigermaßen gefällig sollte das auch aussehen. Deshalb habe ich mich für das Novotegra Einlegesystem entschieden. (Das kostet leider mehr als die Module, die es tragen soll). Dabei wird eine Einlegeschiene unten und eine oben im richtigen Abstand auf die Unterkonstruktion geschraubt. Die Module können schräg von unten in die Führung oben eingeschoben und dann in die untere Führung eingesetzt werden. Das macht das Montieren der großen und unhandlichen Module sehr einfach – und sieht später gut aus. Hier eine Kurz-Anleitung für ein ähnliches System.


EcoFlow Stream Ultra: Wechselrichter mit Akku
Die Solarmodule liefern etwa 40 Volt Gleichspannung. Die müssen in 230 Volt Wechselspannung phasengleich zum Netzstrom umgewandelt werden. Das macht der Wechselrichter. Bei dem von mir genutzten EcoFlow Stream Ultra ist der Wechselrichter im gleichen Gehäuse wie der Akku, mit 1,92 kWh Speicherkapazität. Da der auch draußen stehen darf, habe ich ihn auf der Terasse unter den Solarmodulen aufgestellt. Damit können die 8 Verbindungskabel (zu jedem Modul 2) auch relativ kurz gehalten werden.
Der EcoFlow-Stream braucht eine Steckdose an einer Leitung an der sonst möglichst keine großen Verbraucher Strom ziehen. Und er sollte ein wenig vor Regen und Schnee geschützt werden. Deshalb habe ich ihm einen kleinen Kasten gebaut, und noch einen Sonnenschutz darüber. Die LiFePo4-Akkus vertragen keine Kälte und keine Hitze. Gegen die Kälte schaltet sich eine kleine Heizung ein, damit die bei -20 Grad auch noch draußen bleiben können. Bei maximaler Sonneneinstrahlung muss der Wechselrichter ordentlich arbeiten. Dabei erwärmt sich das Gerät deutlich. Wenn dann bei hohen Lufttemperaturen im Sommer die Sonne das Gerät auch noch aufheizt, leidet der Akku sehr. Deshalb ein von mir zusätzlich darüber gestellter Sonnenschutz.

Solarmodul-Verbindungsleitungen
Die gibt es in verschiedenen Längen mit den speziellen MC4 Solarsteckern vorkonfiguriert. Wer sich aber eine MC4-Crimpzange beschafft, kann sich die Solarleitung ganz einfach selber in der richtigen Länge anfertigen. Diese Leitungen sind auch deutlich billiger als die vorkonfigurierten. Für die Balkon-Solaranlage reichen die 2,5 mm²-Leitungen aus. Die meisten Leitungen haben 4 mm² Leiterquerschnitt. Viel falsch machen kann man da nicht. Man muss nur drauf achten an jedem Ende den jeweils anderen Stecker zu montieren. Hier eine kurze Video-Anleitung dazu. Das geht auch ohne Abisolierzange, wenn man den Mantel mit dem Messer rundum einritzt, knickt und abzieht.

Bedingungen für den Betrieb von „Balkonkraftwerken“
Maximal 800 W Einspeisung ins Hausnetz, und maximal 2 kW Leistung der Solarpanels sind die Bedingungen für einen genehmigungsfreien Betrieb an jeder Steckdose. Nur aus statistischen Gründen ist eine Anmeldung beim Marktstammdatenregister nach Installation erforderlich. Erzeugter Solarstrom wird im Wechselrichter in Wechselstrom mit gleicher Frequenz und Phasenlage umgewandelt, und dann über die Steckdose ins Hausnetz eingespeist. Normalerweise entnimmt man aus einer Steckdose Strom. Das ist der einzige Fall, in dem in eine Steckdose Strom eingespeist werden darf! Dafür braucht man keinen Elektriker. Die Einrichtung eines BKW soll so einfach wie möglich sein. Deshalb entfällt auch die Anmeldung beim Stromversorger. Von dem bekommt man dafür auch keine Vergütung für den eingespeisten Strom, den man nicht selber verbraucht hat.
Steuerung von Wechselrichter und Akku beim „Balkonkraftwerk“
Ursprünglich lieferten Balkonsolaranlagen allen erzeugten Strom ins Hausnetz – egal wieviel gerade verbraucht wird. Das macht auch Sinn, solange man den überschüssigen Strom nicht speichern konnte. Der Energieversorger freut sich über die kostenlose Strom-Spende. Und man tut damit ja auch etwas für die Umwelt. Eigenverbrauch ist damit nur möglich, wenn die Sonne scheint. Abends und Nachts kann man den Solarstrom nicht nutzen.
Das ändert sich mit einem Stromspeicher, einem Akku. Nun liefern Akkus nur Gleichstrom. Also muss man auch hier einen Wechselrichter dazu schalten, der daraus wieder passenden Wechselstrom macht und auf maximal 800 W Einspeisung begrenzt. Solche Stromspeicher erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, auch weil sie stetig günstiger wurden.
Jetzt muss man sich aber Gedanken machen, wann denn wieviel Strom eingespeist werden soll. Die einfachste Möglichkeit ist eine fest eingestellte Dauergröße von vielleicht 150 W, solange bis der Akku leer ist. Wer seinen permanent benötigten Hauhaltstrom kennt (wenn alles ausgeschaltet ist, nur noch Router, Kühlschrank, usw), der kann mit so einer Grundlast-Einstellung gut leben.
Genauer regeln lässt sich die Stromeinspeisung, wenn man den eigenen Stromverbrauch zu jeder Zeit misst, und dem Wechselrichter angibt, wieviel gerade gebraucht wird. (Der wird trotzdem nur bis 800 W zuliefern, wenn mehr gebraucht wird.) Für das Messen des aktuellen Gesamtstroms gibt es zwei Möglichkeiten:
- Alle digitalen Zähler haben eine optische Schnittstelle für das Auslesen des aktuellen Stromverbrauchs. Verschiedene Firmen bieten für rund 100 € einen Aufsatz für diese Zähler an, die die Daten dann per WLAN versenden.
- Ohne den Zähler anzuzapfen, kann man auch sogenannte Smartmeter mit 3 Stromzangen für die Drehstromleitung hinter dem Zähler in den Zählerschrank einbauen. Auch die senden die selbst gemessenen Werte ins WLAN.
Der Wechselrichter oder der Speicher mit Wechselrichter müssen mit diesen Smartmetern kommunizieren können. Unser EcoFlow-System hatte ich zuerst mit dem Tibber Pulse verbunden (Aufsatzgerät für den Zähler). Das funktionierte zufriedenstellend. Trotzdem habe ich danach das Smartmeter von EcoFlow mit den Meßzangen an den drei Zuleitungen eingebaut. Damit reagiert der Wechselrichter etwas schneller bei Last-Schwankungen.
Jetzt bekommt der Wechselrichter genau gesagt, wieviel Strom gerade benötigt wird. Priorität hat immer der Verbrauch in der Wohnung, den der Wechselrichter bis maximal 800 Watt unterstützt. Wenn weniger gebraucht wird, und mehr Solarstrom erzeugt wird, dann lädt er mit der Differenz den Akku. Und wenn weniger Solarstrom erzeugt wird, als gerade gebraucht wird, dann wird Solarstrom und zusätzlich Akkustrom eingespeist. Der Akku wird also nur voll, wenn längere Zeit mehr Solarstrom erzeugt wird, als im Haushalt gerade gebraucht wird. Also nur bei mehrstündigen Sonnenschein-Phasen.
Akku-Dimensionierung
Mit meinen 1,92 kWh Akku-Kapazität dachte ich gut bedient zu sein. Tatsächlich sind das nur 1,15 kWh nutzbarer Kapazität! Grund: Einen Akku sollte man nie ganz leer fahren, und wenn er lange halten soll auch nicht ganz voll laden. EcoFlow empfiehlt als Entladegrenze 20% einzustellen und als maximale Ladegrenze 80%. Verbleiben nur noch 60 % der Akku-Kapazität im Betrieb, also 1,15 kWh.
Schon nach ein paar Tagen war klar, wir verschenken an sonnigen Tagen zu viel Strom. Deshalb haben wir ab dem 18. September die Speicherkapazität mit einem zweiten EcoFlow Stream, diesmal dem AC Pro, um wieder 1,92 kWh erweitert. Damit haben wir jetzt 2,3 kWh tatsächlich nutzbare Kapazität.
Das ging übrigens sehr einfach: Der zweite EcoFlow Stream Akku steckt an einer beliebigen anderen Steckdose. Bei der Installation über die App wird er sofort erkannt und fragt ob er die Anmeldedaten fürs WLAN vom ersten Gerät übernehmen darf. Ein Klick und alles ist installiert. Versorgt wird der mit selbsterzeugtem Solarstrom über die Steckdose!
Erste Betriebs-Erfahrungen
Seit den letzten August-Tagen ist die „Balkon-Solar-Anlage“ richtig in Betrieb. Deshalb werte ich hier den Monat September 2025 aus. Der September hatte hier bei uns in Erlangen sehr sonnige und sehr regnerische Tage. Also eine gute Basis für die Beurteilung der Wirksamkeit einer Balkon-Solaranlage bei verschiedenen Lichtverhältnissen.
Starke Ertragsunterschiede tagsüber
So krass hatte ich die den Leistungsabfall bei Bewölkung oder Regen nicht erwartet. Nur wenn die Sonne scheint, wird nennenswert Strom produziert. Schon ein wenig diesige Luft oder kleinste Wolken mindern die Stromproduktion erheblich. Bei Regen kommen höchstens 40 W an. Und wenn die Sonne scheint, dann kommt es auf den Einstrahlwinkel an. Gegen 14:00 Uhr Sommerzeit ist die Ausbeute bei unserer Ausrichtung am besten. Maximal 1500 W haben wir bisher maximal erreicht. Das könnte im Winter noch ein wenig besser werden, weil die Sonne dann tiefer steht. Man sagt, bei senkrechter Aufhängung bekommt man höchstens 70% der optimierten schrägen Ausrichtung. Das scheint bei uns zu stimmen.
Wie stark kleinste Schatten die Leistung mindern zeigt dieses Bild: Das ganz rechte Modul wird an einer Ecke abgeschattet, und erzeugt mit 170 W nur knapp die Hälfte der linken beiden Module, die jeweils 322 W liefern. Auf dem 3. Modul liegt ein unscharfer Schatten einer alten Fernsehantenne auf dem Nachbarhaus. Der vermindert die Leistung auf 224 W bei gleicher Sonneneinstrahlung um 12:21 Uhr im Oktober.

Akku wechselt ständig zwischen Laden und Entladen
In meiner Vorstellung wird ein Akku geladen bis er voll ist, und gibt dann Energie wieder ab. Ganz anders hier: Da sich die Stromerzeugung (Wolken ziehen vorbei) und der Stromverbrauch ständig ändert, wechselt der Akku auch ständig vom Laden zum Entladen und zurück. Sobald der Akku auch nur wenig mehr als den Minimal-Stand hat, gibt er seine Energie ins Haus ab, wenn Solarstrom nicht ausreicht. Das kann sich 5 Sekunden später schon wieder ändern und der Akku wird wieder für 2 Sekunden geladen. So geht das ständig hin und her. Voll kann der Akku nur werden bei längerem Sonnenschein und wenig Verbrauch im Haus. Das ist an allen sonnenreichen Tagen der Fall. An regnerischen Tagen hat der Akku abends nur seine Minimal-Ladung.
Solarerzeugung im September 2025
Insgesamt haben wir mit unserem Balkonkraftwerk 107,05 kWh Solarstrom erzeugt. Verbraucht haben wir in der Zeit 192,8 kWh. Allerdings haben wir davon 22,07 kWh überschüssigen Solarstrom nicht selbstverbrauchen können (ins Netz verschenkt), so daß unser Eigenverbrauch beim Solarstrom nur bei 84,98 kWh liegt. Den Rest zu den 192,8 kWh, also 107,82 kWh mussten wir zukaufen, das sind rund 50% unseres Stromverbrauchs. (Alles über 800 W muss man bei Balkonkraftwerken immer zukaufen: Kochen, Waschen, Backen brauchen deutlich mehr.)


Bei EcoFlow gibt es nur die App zum Auswerten. Die zeigt jeden Monat aufgeteilt in 2 Bildern: Links die Tage 1 bis 15, rechts die Tage 16 bis 30.
PV1 bis PV4 zeigt die Leistung der vier Solarmodule an.


Das EcoFlow-Smartmeter im Zählerschrank hat einen Monats-Gesamtverbrauch im Haushalt von 192,8 kWh gemessen. Je nach Verbrauch und Sonnenschein, muss mehr oder weniger blauer Netzstrom zugekauft werden.


Ab dem 18. September verdoppelt die zweite Batterie die Speichermöglichkeit. Trotz Verdopplung geben die Batterien geben abends ihre gesamte Ladung wieder ab.


In der App kann man den Export überschüssigen Solarstroms verbieten oder erlauben. Ich habe den Export erlaubt, auch um damit zu erfahren, wieviel Strom von mir nicht verbraucht wird. Möglicherweise macht ja ein weiterer Akku Sinn.
Diskrepanz der Zahlen
Wenn wir 107,05 kWh Solar-Energie erzeugt haben, und davon 22,07 kWh exportiert, also verschenkt haben, dann haben wir insgesamt 84,98 kWh Solarenergie im September 2025 selbst verbraucht.
Bei einem Verbrauch von insgesamt 192,8 kWh im Haushalt, haben wir 84,98 kWh selbst erzeugt. Wir brauchten also nur 107,82 kWh Strom zukaufen.
Laut der EcoFlow-App haben wir aber 130,68 kWh importiert. Also 22,86 kWh mehr als wir für den eigenen Verbrauch zukaufen mussten. Ich vermute, diese 17% sind die Energie, die die EcoFlow-Geräte selbst brauchen, um die Umwandlungen von Gleich- in Wechselstrom und umgekehrt brauchen? Aber sicher bin ich mir da nicht. Ich werde den tatsächlichen Verbrauch im nächsten Monat mit dem Zählerstand vergleichen.
Viel Sonnenschein am 18., Regen am 24. September


Am 18. September haben wir 7,05 kWh Solarstrom erzeugt. Das hätten noch mehr kWh sein können, wie man an den gezackten Einbrüchen etwa ab 14:00 Uhr sehen kann. Um diese Zeit waren die beiden Akkus schon voll, und im Haus wurde kaum etwas verbraucht. Der Überschuß geht ins Netz – aber nur bis maximal 800 W. Um diese Begrenzung einzuhalten, regelt der Wechselrichter die Solarmodule PV3, PV4 und zeitweise auch PV2 runter. Hier wäre ein noch größerer Akku sinnvoll gewesen.
Der 24. September war so ein regnerischer Tag mit kleinen Aufhellungen. Insgesamt kamen da nur 317 Wh erzeugter Solarstrom zusammen. Der Akku wurde natürlich nicht voll. Am Abend musste aller Strom eingekauft werden.
EcoFlow-App


Die EcoFlow-App zeigt den aktuellen Zustand sehr übersichtlich an. Links ein Beispiel von einem Regentag, rechts mit kräftiger Sonne noch am Nachmittag. Immer wird erst das Haus bedient, wenn dann noch etwas übrig ist, dann wird der Akku geladen.
Fazit
Ich ertappe mich dabei, relativ oft die App aufzurufen, um Stromerzeugung und -verbrauch zu sehen. Das erzieht mich auch dazu, den Stromverbrauchern nachzuspüren:
- Warum haben wir eigentlich eine 80 W-Grundlast im Haus?
- Muss die Lampe jetzt noch an sein?
- Hält der Akku noch den Abend durch?
Wir werden sparsamer. Das ist einer der Effekte. Außerdem hätte ich nicht gedacht, dass wir mit dieser kleinen Solaranlage soviel Strom einsparen! Nun war das ja erst ein Monat. Natürlich kann man das erst richtig beurteilen, wenn das erste Jahr rum ist. Aber bisher sieht es ganz erfolgversprechend aus!
Wir wollten das Balkon-Kraftwerk auch für den hoffentlich nie eintretenden Notfall haben. Statt Taschenlampen für den längeren Stromausfall zu lagern, sollen uns die Notstrom-Steckdosen an den Akkus wenigstens den nötigsten Strom liefern. Wenn der Strom ausfällt, speisen die Geräte zwar nichts mehr ein, aber sie füllen weiter den Akku mit der Solarenergie und stellen an den Notstrom-Steckdosen 230 Volt mit 1200 W zur Verfügung. Hoffentlich brauchen wir das nie, aber wenn doch …