Thomas als Industriekaufmanns-Lehrling in Berlin und in Witten

Nach dem Realschulabschluß 1975 hat mein Bruder Thomas die Lehre zum Industriekaufmann bei Siemens in Berlin begonnen und wegen der Versetzung meines Vaters in Witten fortgeführt. Seine Eindrücke aus dieser Zeit schildert Thomas jetzt, 47 Jahre später.

Eigentlich wollte Thomas ja nicht zu Siemens, wie er im vorausgehenden Podcast berichtete. Dass unser Vater dafür sorgte, dass sein noch minderjähriger Sohn bei seiner Versetzung von Berlin nach Witten eine „mitziehende“ Lehrstelle bei Siemens bekam, war pragmatisch und sinnvoll. Trotzdem blieb bei Thomas das ungute Gefühl, es nicht allein geschafft zu haben. Zumal unser Vater damals eine einflussreiche Führungskraft bei Siemens war.

Siemens Dynamowerk in Berlin Siemensstadt. Bild: KhPape CC BY

Thomas Ausbildung startet im Dynamowerk in Berlin, wo richtig große Generatoren und Motoren gebaut wurden. Von dort sind ihm noch diese Siemens-Besonderheiten in Erinnerung:

  • die besondere Zählung der Stockwerke
  • der Pfingst-Dienstag als Siemens-Feiertag
  • und die Lieferwochen-Zählung nach dem abweichenden Siemens Geschäftsjahres-Kalender

Nach nur 5 Monaten Ausbildung in Berlin setzte er die Ausbildung zum Industriekaufmann dann im Witten im Ruhrgebiet fort. In einem Werk des damaligen Siemens-Unternehmensbereiches Nachrichtentechnik, das Fernsprechanlagen für Telekommunikations-Unternehmen baute, ging die Ausbildung dann weiter. Dort war Thomas nun sogar im gleichen Werk, wie sein Vater, was für ihn in jeder neuen Abteilung anfangs immer etwas schwierig war. Man sah Thomas ja auch ab und zu mit seinem Vater nach Hause fahren. Das Auto stand auf einem für die Mitarbeiter abgesperrten Führungskräfte-Parkplatz. Einmal, als Thomas mitfahren wollte, wickelte sich die Absperrkette um die Radachse, mit großem Schaden für das Auto meines Vaters, erinnert sich Thomas.

Die jetzt in Witten nur noch 4 Industriekaufmanns-Lehrlinge bekamen damals 300 DM Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr. Sie mussten für 1 1/2 Tage in die staatliche Berfufsschule in Witten und zusätzlich in die Werk-Schule in Duisburg (etwa 50 km entfernt).

In der Lehre war auch für Thomas ein damals üblicher 10-tägiger sozialpädagogischer Kurs vorgesehen, der ihn nach Fallingbostel geführt hat. Dort gab es eine ungewöhnliche Besonderheit: Die Männer fuhren nach Hamburg auf die Reeperbahn, mit einschlägigem Etablissement-Besuch! Kaum für einen sozialpädagogischen Kurs mit 17- bis 18-jährigen vorstellbar, war aber offenbar tatsächlich Teil des Programms.

Die Siemens-Lehrling mussten damals zwei Abschluß-Prüfungen bestehen, die normale IHK-Prüfung, und die Siemens-Abschluß-Prüfung. Letztere war schwerer und wichtiger für den weiteren Einsatz bei Siemens. Thomas hat beide gut bestanden.

(Im nächsten Podcast berichtet Thomas über seine Zeit als Angestellter bei Siemens in Berlin.)

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