Neun Monate mit Wärmepumpe im Altbau

Seit dem 3. November 2024 wärmt eine Wärmepumpe unser nicht isoliertes Haus und versorgt uns mit warmem Wasser. Die ersten neun Monate erlauben schon eine realistische Jahresprognose. Jetzt im Sommer ist die Wärmepumpe sehr sparsam. Wesentlich sind ja die Erfahrungen im vergangenen Winter.

Unser Haus: Baujahr 1707

Der Metzgermeister Walz hat sein Haus 1707 nach dem Stadtbrand in der Erlanger Altstadt innerhalb eines Jahres  wieder aufgebaut: Ein Erdgeschoß mit Hof (heute überbaut), eine erste Etage und ein Dachgeschoß. Nach mehreren Umbauten in den letzten Jahrhunderten sind das heute 350 m² beheizbare Fläche. Die Fenster wurden in den letzten Jahrzehnten erneuert, Zweischeiben-Isolierglas überall. Die oberste Geschoßdecke wurde isoliert und die Dachschrägen in den Zimmern im Dachgeschoß, sonst nichts.

1997 wurde eine 24 kW-Gas-Therme eingebaut und dafür die Heizkörper im ganzen Haus berechnet und montiert. Das EG wird gewerblich genutzt, mit viel Besucherverkehr.

Jährlicher Gasverbrauch für Heizung und Warmwasser bisher: knapp 20.000 kWh.

Heizungs-Sanierung 2024

Unser Ziel: CO²-frei heizen. Eine Wärmepumpe wäre ideal. Aber wir wussten nicht, wohin stellen. Das Innenstadthaus erlaubt keine Aufstellung auf dem Bürgersteig. Der Hof ist mit einem Saal überbaut. Eine freie Außenfläche gibt es nicht. Außerdem kursierten viele Gerüchte, dass Wärmepumpern in unisolierten Häusern nicht funktionieren. Die meisten Wärmepumpen-Anbieter hatten sich auf gut gedämmte Häuser spezialisiert. Erst spät entdeckten wir die Fa. Höcker in Erlangen – übrigens über die sehr informativen Youtube-Videos, spezialisiert auf Wärmepumpen in Altbauten. Das hat uns dann Mut gemacht, es auch in unserem wirklich alten Gebäude zu wagen.

Nur wo man das Außengerät aufstellen könnte, war uns nicht klar. Herr Höcker hatte dann den Vorschlag, das Außengerät auf die Terasse im ersten Stock zu stellen. Da seien zwar 15 m Kältemittelleitung zum Innenteil nötig, aber das müsste gehen. Leider wird auf dem langen Weg ein wenig Wärme verloren gehen: Das “Kältemittel” wird mit bis zu 140 Grad zum Wärmetauscher im EG geschickt. Aber für uns gab es keine andere Aufstellmöglichkeit.

Auf unsere Bedenken, wegen des die Nachbarn möglicherweise störenden Geräusches in dem Innenhof-Areal, schlug er eine Schallschutz-Einhausung vor.

Eine 24 kW Wärmepumpe von Mitsubishi Heavy Industries steht jetzt auf unserer Terasse. Ob die Schallschutz-Einhausung wirklich nötig ist, ist fraglich. So richtig laut sind die beiden Lüfter auch im Winter nicht. (Die Drehzahl steigt mit sinkender Temperatur.)

Der Wärmetauscher fürs Heizungswasser steht im Erdgeschoß, verbunden mit einem 800 ltr Pufferspeicher. Warmwasser wird über ein Spiralrohr im Pufferspeicher erzeugt (umgekehrter Tauchsieder-Effekt). Da stehen höchstens 15 ltr Trinkwasser, Legionellen entstehen da auf keinen Fall.

Der Pufferspeicher wird über den Wärmetauscher bei uns auf 50 Grad erhitzt. Das ist dann auch die höchste Vorlauftemperatur für die Heizkörper.

Wärmetauscher und 800 l Pufferspeicher im EG

Alle Heizkörper im Haus sind unverändert. Der Heizungskreislauf wurde nur an die Wärmepumpe anstelle der Gastherme angeschlossen.

Bei uns: Neue Elektro-Verteilung notwendig

Die alte Zählertafel aus den 1960er Jahren erlaubte keinen Anschluß einer Wärmepumpe. Die Vorschriften erfordern einen metallenen Zählerkasten mit ganz anderem Aufbau als damals. Deshalb mussten wir die Zählertafel erneuern lassen. Weil das wohl öfter so ist, bietet Fa. Höcker das gleich mit an. Es ist ja auch gut, wenn das in einer Hand liegt. Die Stromanschlüsse der Wärmepumpe – bei uns mit eigenem Wärmestrom-Zähler – machen ja einen großen Teil des Zählerschrankes aus.

Erfahrungen nach 9 Monaten

Wärmeempfinden

Im Winter ist das Haus wärmer als vorher. Das liegt daran, dass wir die Gasheizung nachts vollkommen abgestellt hatten. Das ist bei einer Wärmepumpe nicht sinnvoll. Die läßt man möglichst konstant durchheizen, evt. mit einer kleinen Nachtabsenkung. Die Gasheizung konnte morgens die Vorlauftemperatur deutlich anheben, um das Haus schnell wieder aufzuwärmen. Jetzt sind die 50 Grad des Pufferspeichers die Obergrenze. Damit dauert die Wiedererwärmung zu lange. (Unser Haus ist nicht gedämmt!)

Obwohl kein Heizkörper verändert wurde, wird es in allen Räumen warm, wenn man sie beheizt! (Bei uns gibt es ein paar Räume, die normalerweise nie beheizt werden, z.B. das Gästezimmer, das Bad im Dachgechoß, das Schlafzimmer.)

Geräusche

Auch bei tiefen Temperaturen hat sich glücklicherweise kein Nachbar beschwert. Selbst wir müssen genau hinhören, um festzustellen, ob die Wärmepumpe auf der Terasse gerade arbeitet. Je niedriger die Außentemperatur, desto schneller rotieren die zwei Lüfter, was mehr Luft-Rauschen verursacht. Außerdem laufen sie bei tiefen Temperaturen länger, weil der Wärmebedarf im Haus ja mit sinkender Außentemperatur ansteigt.
Es scheint sich zu lohnen, dass Höcker die Außengeräte von Mitsubishi Heavy Industries grundsätzlich von innen noch zusätzlich schallisoliert.

Abtau-Vorgänge

Gewöhnungsbedürftig ist das Zufrieren und Abtauen der feinen Lamellen am Außengerät. Ab niedrigen einstelligen Temperaturen vereisen die Lamellen, weil der durchströmenden Luft die Wärme entzogen wird. Dabei verliert sie Wasserdampf-Aufnahmefähigkeit, kleine Tropfen kondensieren auf den kalten Lamellen. Die haben im Winter-Betrieb praktisch immer Minus-Temperaturen. Damit friert das Kondenswasser dort an – bis der Luftdurchgang blockiert ist. Das merkt die Wärmepumpe, hält an und sendet das vom Kompressor erhitzte Kältemittel kurz durch das Lamellensystem. Dann tropft viel Wasser auf den Boden, bis die Lamellen wieder frei sind. Nach der Unterbrechung stellt sich die Wärmepumpe wieder auf Normalbetrieb um und entzieht der Luft wieder die Wärme über das feine Lamellensystem. Am 19.2.2025 fand das Abtauen sogar 34 mal statt. Das schwankt normalerweise zwischen 1 und 25 mal am Tag, je nach Luftfeuchtigkeit, Außentemperatur (fast immer ab einstelligen Temperaturen) und Einschaltdauer der Wärmepumpe.

Bei Minustemperaturen entsteht bei uns durch das wieder anfrierende Wasser ein Eis-See auf der Terasse.

Strom-Verbrauch

Darauf waren wir am meisten gespannt: Wie schlägt sich die Wärmepumpe im Vergleich zu den Kosten der Gasheizung? Dazu haben wir die Verbrauchswerte seit Installation am 3.11.2024 gespeichert. Da gibt es erstaunlich große tägliche Unterschiede, je nach Außentemperatur, Zahl der Abtauvorgänge und natürlich auch nach Wärmebedarf im Haus (Ferien, Feiertage).

Täglicher Wärmestrom-Verbrauch von November bis Juli

In den Sommermonaten läuft die Wärmepumpe nur für das Warmwasser. Dafür werden die 800 Liter gut isolierter Pufferspeicher auf 50 Grad gehalten, damit das Trinkwasser im Spiralrohr bei Bedarf erwärmt wird. Pro Tag werden dafür etwa 2 kWh verbraucht. Die Hälfte davon braucht die Steuerung, die 40 Watt verbraucht: 40 W x 24 Std= 960 Wh, also etwa 1 kWh. Nur die andere kWh benötigt die Wärmepumpe täglich um den Pufferspeicher fürs Warmwasser auf Temperatur zu halten.

Etwas übersichtlicher wird es, wenn man die monatlichen Verbrauchswerte anschaut. Mit der roten Linie wird der monatlich durschschnittliche Tages-Stromverbrauch angegeben:

Monatlicher Wärmestrom-Verbrauch und durchschnittlicher Tagesverbrauch je Monat (rot)

Die folgenden drei Monate August, September und Oktober können wir abschätzen:
– August und September wird voraussichtlich wie Juni und Juli verlaufen
– Der Oktober wird etwas weigeer als der April verbrauchen

Bis Ende Juli haben wir 7630 kWh Wärme-Strom verbraucht. Für August und Septmber rechnen wir mit je 60 kWh und im Oktober könnten es 250 kWh werden.
Das ergibt einen voraussichtlichen Jahreswert von 8000 kWh Wärmestrom.

Gegenüber den vorher 20.000 kWh Gasverbrauch ist das etwas mehr als erwartet. Vergleicht man aber die Kosten – wir beziehen von den Erlanger Stadtwerken – dann ist die Wärmepumpe sogar günstiger:

  • Der Gaspreis liegt bei den ESTW heute bei 10,98 ct / kWh.
    Bei 20.000 kWh Gas kämen da 2.196 € im Jahr zusammen
  • Der Wärmestrom pro Natur kostet je kWh 24,90 ct.
    Bei 8000 kWh Wärmestrom entspricht das 1.992 € im Jahr.

Wir sparen also etwa 10% bei den Verbrauchskosten. Diese Differenz wird künftig wesentlich größer bei steigenden CO²-Preisen.

Ein erstes Fazit

Auch in unserem sehr alten Haus funktioniert der Austausch einer Gastherme gegen eine Wärmepumpe

  • ohne energetische Sanierung
  • ohne Umbau der Heizkörper
  • ohne Fußbodenheizung

Die Verbrauchskosten sind bereits jetzt niedriger als mit der Gasheizung. Es ist im Haus sogar wärmer als vorher. Die Lüftergeräusche des Außengerätes sind nicht störend. Bei den Heizgewohnheiten mussten wir uns umstellen. Die Wärmepumpe läuft bisher problemlos.

Ja, der notwendige Austausch der Elektro-Verteilung war ein größerer Posten. Aber der Austausch hätte ohnehin irgendwann angestanden.

Ein Learning für uns

Dass der Austausch des Zählerschrankes mit Elektroinstallation für die Wärmepumpe vom Wärmepumpen-Installateur kommt, ist gut, weil damit Absprachen und Missverständnisse zwischen verschiedenen Gewerken entfallen.

Bei uns wurden die Arbeiten am Zählerschrank und der Wärmepumpen-Einbau in der gleichen Woche begonnen. Das war nicht günstig:

  • Der Austausch des Zählerschranks erfordert das Abklemmen aller Leitungen bis der neue Zählerschrank eingerichtet ist. Das führte dazu, dass die Wärmepumpen-Mannschaft im Dunkeln arbeiten musste.
  • Nach dem Austausch des Zählerschranks hat es Monate gedauert, bis ein Wärmestrom-Zähler eingebaut war. Solange lief die Wärmepumpe am Zähler für den Haushaltsstrom.
    Eine Heizkostenabrechnung für den Gewerbeteil ist damit nicht sauber möglich!

Besser: Die Elektroinstallation rechtzeitig vorher erledigen, erst dann die Wärmepumpe intallieren.

Insgesamt sind wir aber zufrieden mit der neuen Wärmepumpe der Fa. Höcker! Wir heizen jetzt CO²-frei.

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